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Sihlsprung, ZH

Flussromantik zwischen Nagelfluhblöcken

Wandertipp Sihlsprung, ZH

Zwei Flüsse prägen Zürich: die Limmat und die Sihl. Die kleinere, unbekanntere Sihl lockt mit einer spannenden Wanderung durch eine romantische, verwunschene Wald- und Flusslandschaft.


Rezyklierte Grabsteine

Gleich bei der Bushaltestelle, neben dem Kreisel in Sihlbrugg, beginnt die Wanderung. Wir folgen dem Flussweg flussaufwärts und biegen vor dem Bootshaus Bösch auf den Uferweg ein. «Eine interessante, durchaus sinnvolle Zweitnutzung», findet meine Partnerin, als wir die eckigen Grabsteine betrachten, die hier zur Wegbefestigung rezykliert wurden. Ein Waldstück führt zu einem kleinen Tobel vor der grünen Schifflibrücke, 2006 dank einer Gönnerin und den Zürcher Wanderwegen erstellt.

 

Die Würmeiszeit ist schuld

Zwischen Sihlbrugg Station und Hütten bildet die Sihl die Grenze zwischen Zug und Zürich. Wir überqueren den Fluss auf der Schifflibrücke und folgen dem Uferweg. Immer wieder entdecken wir die braune Wasseramsel mit dem leuchtend weissen Kehllatz auf den Steinen in der Sihl. Bald schon erreichen wir die Babenwag-Brücke – bis 1960 stand sie in Sihlbrugg, also bis zum Bau der Betonbrücke, und wurde dann hierher versetzt. Wir folgen dem Wegweiser in die «Bäsebeiz a dä Sihl». Dort gibt es selbst gemachte Wurstwaren, Käse und Kafi Muh. Ab hier wird die Landschaft wilder, romantischer. Links und rechts der Sihl erheben sich steile Nagelfluhwände. Mit Moos und Bäumen überwachsene Nagelfluhblöcke liegen im Wald und im Flussbett. Die Sihl hat sich, nachdem ihr eine Seitenmoräne in der Würmeiszeit den Zugang zum Zürichsee bei Richterswil versperrt hat, einen neuen Weg gesucht. Dabei entstand die hundert Meter tiefe Schlucht.

 

Von Schmugglern und Pfarrern

Der Sage nach nutzten Schmuggler die Steinblöcke zum Sprung über die Sihl. Auch ein reformierter Pfarrer soll sich hier mit einem mutigen Sprung vor den katholischen Zugern gerettet haben. Als wir die am engsten zusammenliegenden Blöcke gefunden haben und ich mich zum Sihlsprung bereit mache, erklärt mir meine Begleiterin den Unterschied zwischen Mut und Übermut. Wir nehmen die Brücke. Und machen einen Abstecher zum Restaurant Sihlmatt – bekannt für Forellen und Zuger Kirschtorte. Danach geht’s weiter dem rechten Flussufer entlang zurück nach Sihlbrugg.

 

Geburtsbäume

Die Tunnels auf der Strecke bauten vor über hundert Jahren die Wasserwerke Zürich. Der längste, dunkle Tunnel wird mit der Taschenlampe des Smartphones zum kleinen Abenteuer, und beim Bauernhof danach, vor der Sennweid, lohnt sich der Blick zurück auf die Hirzelregion mit ihren einzelnen Bäumen auf den sanften Anhöhen, offenbar als Andenken an Geburten gepflanzt. Bei der Schifflibrücke treffen wir wieder auf den bekannten Weg mit den Vogelhäuschen und wandern zurück zur Busstation. Und stehen vor der Wahl: nach Hause, zum Zvieri ins Restaurant Krone oder noch eine Weile der flinken Wasseramsel beim Knicksen auf den Steinen und beim Tauchen zuschauen.

Karte Wandertipp Sihlbrugg_DE

Sihlbrugg Dorf – Brücke Sihlsprung – Sihlbrugg Dorf

 

 

Start ÖV oder PW bis Sihlbrugg Dorf
Ziel Sihlbrugg Dorf
Charakteristik Flussuferwanderung, durch Wald und Wiesen zum Sihlsprung
Anreise mit ÖV oder PW
Rückreise mit ÖV oder PW
Route Sihlbrugg Dorf, 535 m – Brücke Sihlsprung, 583 m – Restaurant Sihlmatt – Sihlbrugg Dorf, 535 m
Zeit 3,5 Stunden (ohne Pausen und Picknick)
Schwierigkeit T1, gelb markiert
Distanz 12,5 Kilometer
Höhendifferenz Aufstieg 210 HM und Abstieg 210 HM
Austrüstung Wanderbekleidung, Wanderschuhe, Picknick, Feldstecher
Verpflegungsmöglichkeiten Bäsebeiz a dä Sihl, Donnnerstag bis Sonntag geöffnet
Restaurant Sihlmatt
Restaurant Krone, Sihlbrugg
Wanderkarten 25’000: 1111 Albis und 1131 Zug
Geheimtipp Der Evergreen unter den Geheimtipps: ein Glas Wein und eine frische Forelle im Restaurant Sihlmättli. Oder – je nach Wetter – Picknick mitnehmen und zwischen den lauschigen Nagelfluhblöcken auf einem der Kieselstrände an der Sihl dinieren.
Dominik Abt

Dominik Abt, Wanderleiter SBV, leitet Wanderungen und Trekkings in der Schweiz und weltweit.

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