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Laut der neusten Umfrage des Baspo* betrachten sich wanderlustige Personen zunehmend als echte Sportsleute. Diese «Wandersportlerinnen und -sportler» werden wohl die gesamten 30 Kilometer der längsten Etappe der Via Alpina wandern wollen. Es gibt aber auch Möglichkeiten, die Via Alpina abzukürzen, sodass auch Genussmenschen auf ihre Kosten kommen.


Die erste Frage bei der Planung einer Wanderung sollte immer lauten: Kann ich das? Oder, ausgehend vom schwächsten Teilnehmenden: Können wir das? Dabei müssen die Schwierigkeiten auf dem Weg sowie die Länge und Höhe der geplanten Route gegen das eigene Können und die eigene Fitness abgewogen werden.

 

Richtige Planung vorab

Die hier beschriebene Tagesetappe der Via Alpina hat es in sich. Mit den 30 Kilometern ist sie nämlich der längste Abschnitt auf dem Wanderweg der Route 1 in der Schweiz. Darüber hinaus überwindet die Route etliche Höhenmeter. Schauen wir uns die Strecke genauer an: Auf der Website von SchweizMobil gibt es ein Jahresabo für CHF 39 und die Möglichkeit, die Route am Computer zu planen bzw. einzuzeichnen. Tragen wir die Route vom Bahnhof Altdorf zum Bahnhof Engelberg ein, errechnet uns das Programm stolze 28,5 Wanderkilometer sowie 2’055 Höhenmeter im Aufstieg und 1’503 Höhenmeter im Abstieg. Dabei kommen wir auf eine Wanderzeit von insgesamt 10 Stunden und 28 Minuten. Ein ziemliches Tageswerk.

 

Wenn wir auf der Website von SchweizMobil den Kartenlayer «Öffentlicher Verkehr» einblenden, eröffnen sich folgende Abkürzungsmöglichkeiten:

 

Die erste Option ist, vom Bahnhof Altdorf mit dem Bus nach Attinghausen zu fahren, um von dort aus zur Talstation zu wandern und mit der Seilbahn hinauf zum Brüsti zu fahren. Und schon ist die Tour um satte 6,5 Wanderkilometer und 1’100 Höhenmeter verkürzt. Von da an ist laut Karte Beinarbeit angesagt.

 

Auf der anderen Seite des Surenenpasses eröffnet sich oberhalb von Engelberg noch eine weitere Variante auf der Karte. Bei Stalden kann man, anstatt der Engelberger Aa ins Tal zu folgen (6,5 km, 589/35 Hm auf/ab bis Talstation Fürenalp-Bahn), den Höhenweg nehmen und zur Bergstation Fürenalp wandern (3,5 km, 263/52 Hm). Von dort aus schwebt man mit der spektakulären Seilbahn über den Abgrund ins Tal. So werden weitere 3 km eingespart, jedoch muss man 263 m hinauf- statt 589 m hinunterwandern. Von der Talstation Fürenalp fährt ein Bus (kostenlos) nach Engelberg. Aber Achtung: Der letzte Bus fährt um 17.33 Uhr. Wer später ankommt, ruft sich ein Taxi – oder geniesst die Abendsonne und wandert das letzte Stück zum Klosterdorf Engelberg (ca. 5 km und etwas mehr als eine Stunde).

 

Wetter, Schnee und Schlüsselstellen

Die verkürzte Variante von Brüsti über den Surenenpass zur Fürenalp beträgt somit 14,25 Wanderkilometer und 1’144/833 Höhenmeter im Auf- und Abstieg. Die Wanderzeit liegt dabei bei 5 Stunden und 25 Minuten. Nicht enthalten in der angegebenen Zeit sind Verpflegungsstopps, Fotografieren, Berggasthöfe und Kapellenbesuche. Ebenfalls wichtig: vorher das Wetter prüfen und unterwegs im Auge behalten, dann findet man sich nicht plötzlich um vier Uhr nachmittags mitten in einem Sommergewitter wieder. Und denken Sie auch daran: Der Surenenpass ist 2’292 Meter hoch. Als ich in den letzten beiden Jahren darübergewandert bin, lag noch Altschnee. Das war jeweils um den 20. Juni herum! Nicht umsonst heisst das Gebiet um den letzten Aufstieg «Lang Schnee». Ein Anruf beim örtlichen Tourismusbüro oder bei der Bergbahn hilft, unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Also immer im Voraus überlegen, wo die möglichen Schlüsselstellen sind, und eine Strategie dafür parat haben. Damit die Parameter Teilnehmende – Gelände – Verhältnisse immer im Gleichgewicht sind.

 

Wanderwoche mit Wanderleiter

Die aussichtsreiche Wanderung über den Geissrüggen zum Surenenpass und weiter über die Blackenalp zur Fürenalp ist traumhaft schön. Wenn Sie eine Wanderleiterin oder einen Wanderleiter dabeihaben, erfährt man auch die Geschichte der 2’500-jährigen Alp auf dem Geissrüggen. Man erfährt, warum die Grenze zwischen Uri und Obwalden so weit hinter dem Pass vor Engelberg liegt und was eine Jungfrau, der «Greis» und der Uristier auf der Blackenalp miteinander zu tun haben. Wenn schon, denn schon – die Via Alpina lässt sich wunderbar in drei Wanderwochen einteilen. In Begleitung einer Wanderführerin oder eines Wanderführers  lernt man mehr, sieht mehr und muss sich um (fast) gar nichts kümmern. Nur das Wandern, das muss man auf eigenen Beinen machen.

 

Ob allein oder in Begleitung, die traumhafte Wanderung vorbei am mächtigen Brunnistock und dem Grossen Spannort inmitten einer prächtigen Alpenflora und spannender Alpenkultur lädt zum Verweilen ein. Mit einer guten Vorbereitung erlebt man hier ganz sicher keinen Wanderfrust, sondern jede Menge Wanderfreude!

 

* Baspo: Bundesamt für Sport, Studie hier herunterladen.

Karte Surenenpass

Brüsti Surenenpass Blackenalp Fürenalp

 

Start Talstation Brüsti, Attinghausen
Ziel Engelberg, Bahnhof
Charakteristik Passwanderung, welche in der Bronzezeit bereits von den Römern begangen wurde
Anreise Mit ÖV
Rückreise Mit ÖV
Route Brüsti, 1’530 m – Chräeienhöreli und Geissrüggen – Surenenpass, 2’292 m – Blackenalp – Fürenalp 1’845 m
Zeit 5,5 Stunden (ohne Pausen und Picknick)
Schwierigkeit T3, durchgehend rot-weiss markiert
Distanz 15 Kilometer
Höhendifferenz Aufstieg 1’150 m und Abstieg 830 m
Austrüstung Wanderbekleidung, Wanderschuhe, Picknick
Verpflegungsmöglichkeiten Berggasthaus Brüsti, Alpwirtschaft Blackenalp (Juni–September), Bergrestaurant Fürenalp
Wanderkarten 25’000: 1191 Engelberg
Geheimtipp 1 Einkehr in der gastfreundlichen Alpwirtschaft Blackenalp. Wer Ruhe sucht, kann hier auch gleichseinen Etappenhalt auf der Via Alpina einplanen und übernachten. Kuhglockengebimmel sowie die Magie und das Echo des imposanten Talkessels unter dem Wissigstock inklusive.
Geheimtipp 2 Eine der drei Wanderwochen Via Alpina bei www.switzerlandtrekking.com buchen. Dann muss man sich um fast gar nichts kümmern, denn die Wanderleiterin/ der Wanderleiter kennt nicht nur den Weg, sondern auch die grossen und kleinen Highlights entlang der Etappen. Und davon gibt es viele!
Dominik Abt

Dominik Abt, Wanderleiter SBV, leitet Wanderungen und Trekkings in der Schweiz und weltweit.

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