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Die Melchsee-Frutt ist ein autofreies, sehr schneesicheres Hochplateau. Auf der Sonnenterrasse versammeln sich Skifahrer, Skitourenfahrer, Langläufer, Winterwanderer, Schneeschuhläufer, Eisfischer und Schlittelbegeisterte.


Melchsee-Frutt

Von der Bergstation der Stöckalp-Melchsee-Frutt-Bahn führt der Weg vorbei am modernen Frutt Mountain Resort hinüber zum Lift. Nicht, dass man die paar Höhenmeter hinunter auf die Hochebene nicht wandern könnte. Sondern, weil die Aussicht von der Plattform der Kerze über das Hochplateau der Melchsee-Frutt einfach herrlich ist. Linkerhand der Bonistock, am Horizont Rotsandnollen, Graustock, der unverkennbare Titlis, die Wendestöcke bis rechterhand zum Balmeregghorn mit dem Skilift.

 

Unter uns breitet sich die weisse Ebene des Talkessels mit den beiden gefrorenen, überschneiten Seen aus: Melchsee und Tannensee. Die beiden Stauseen wurden 1956/1957 aufgeschüttet. Und stellen Sie sich vor: Der ganze vor Ihnen liegende Talboden war früher – viel früher – einmal mit Wald bedeckt. Daher auch die Namen Tannensee und Tannboden. Ums Jahr 1415 fingen die beiden Kantone Obwalden und Bern damit an, auf der Erzegg im Tagbau Eisenerz abzubauen. Die Schmelzöfen wurden mit dem Holz der Tannen dieser ehemaligen waldreichen Hochebene gefüttert. Heute ist das ehemalige Waldgebiet eine der höchstgelegenen Viehalpen in Obwalden.

 

Auf die Erzegg

Wir nehmen den Lift nach unten und schnallen die Schneeschuhe an. Links von Winterwanderweg und Langlaufloipe finden wir immer genügend Schnee, um unsere eigene Spur mit den Schneeschuhen über die Alpweiden zu legen. Augen offen halten, in den Felsen unterhalb des Bonistocks gibt es oft interessante Wintervögel zu beobachten; und falls ein ganz, ganz grosser Vogel irgendwo gemütlich gleitet: Hier sieht man auch Bartgeier.

 

Felsenschlösser

Bei der Tannalp warten sonnenverbrannte Alpgebäude sowie eine hübsche Kapelle und ein Berggasthaus auf den Besuch. Wir halten uns südlich, erst am Ufer des Tannensees entlang und dann über die sanften Hänge genüsslich Richtung Kreuz auf der Erzegg, Punkt 2141. Hier erwartet den Schneeschuhwanderer eine herrliche Rundsicht. Hinunter auf die Engstlenalp und das Gental. Darüber der Titlis, die Berneralpen mit dem Wetterhorn und die nahen drei Felsenschlösser Balmeregghorn, Glogghüs und Hochstollen. Vor uns die Talebene der Melchsee-Frutt. Wir suchen ein unverspurtes Stück Hang und Schnee und stapfen, springen, juchzen, hinunter Richtung Distelboden, Richtung Kapelle. Mit dem Lift geht’s wieder hinauf ins Dorf. Ein Besuch der Bar in der Frutt Lodge lohnt sich. Entweder wärmt ein Tee oder Kaffee an kalten Tagen die Glieder wieder auf. Oder man geniesst bei Sonnenschein die Aussicht noch etwas länger mit einem Drink im Liegestuhl auf der Sonnenterrasse.

 

Hopp de Bäse!

Hinunter zur Stöckalp geht’s mit der Gondelbahn – spannender, abwechslungsreicher und unterhaltsamer ist es aber, die Schneeschuhe auf den Rucksack zu packen, einen Schlitten zu mieten und auf der Schlittelpiste hinunterzuschlitteln. Es ist die längste Schlittelpiste der Zentralschweiz: acht Kilometer lang und tausend Meter Höhenunterschied. Hopp de Bäse!

Karte Melchsee-Frutt

Melchsee-Frutt – Tannalp – Erzegg – Distelboden – Melchsee-Frutt

 

Start Melchsee-Frutt
Ziel Erzegg
Anreise Mit ÖV oder PW bis Stöckalp
Rückreise Mit ÖV oder PW von Stöckalp
Route Melchsee-Frutt, 1922 m – Tannalp, 1974 m – Erzegg, 2141 m – Distelboden, 1893 m – Melchsee-Frutt
Charakteristik Einfache Schneeschuh-Rundwanderung in aussichtsreichem Gelände.
Schwierigkeit Einfach bis mittel
Zeit Circa 4 Stunden
Distanz 10 Kilometer
Höhendifferenz Auf/ab 550/550 Höhenmeter
Ausrüstung Winter-Wanderbekleidung, Schneeschuhe, Stöcke, LVS, Schaufel, Sonde
Verpflegungsmöglichkeiten Mehrere Restaurants am Wegrand.
Wanderkarte 1210 Innertkirchen
Geheimtipp Feldstecher mitnehmen, im Jahre 2021 wurden wieder zwei Bartgeier auf der Melchsee-Frutt ausgesetzt.
Dominik Abt

Dominik Abt, Wanderleiter SBV, leitet Wanderungen und Trekkings in der Schweiz und weltweit.

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