Direkt zum Inhalt

Faszinierende Gletschertöpfe und eine kurzweilige Wanderung zwischen dem Berninamassiv und den Palmen des Veltlins. 

 

Italienischsprachiges Bündnertal 

Das Valposchiavo bildet zusammen mit dem Misox, dem Calancatal und dem Bergell die vier italienischsprachigen Gebiete des Graubündens. Korrekterweise stellt man dem Tal den femininen Artikel voran und schreibt «Die Valposchiavo». Dies, weil die Fremdwörter im Deutschen das Geschlecht der Ursprungssprache («la» valle) behalten. Wem dies zu eigenartig tönt, kann gerne den deutschen Namen, das Puschlav, verwenden. Welchen Namen man auch immer wählt, Tatsache ist, dass das Tal südlich des Berninapasses vieles zu bieten hat. Schon allein die Fahrt mit der Rhätischen Bahn nach Cavaglia ist eine Reise wert. Die Albula- und Berninalinien zählen seit 2008 aufgrund ihrer einzigartigen Bautechnik und Linienführung zum UNESCO-Welterbe. Vorbei am Lago Bianco und am imposanten Palügletscher wird die Station Cavaglia auf 1692 Metern über Meer erreicht. Hier beginnt die Höhenwanderung, die gemächlich nach Le Prese im Talboden führt. 

 

«Töpfe der Riesen» 

Doch bevor der «Sentiero Panoramico» eingeschlagen wird, lohnt sich ein kleiner Schlenker durch den Gletschergarten. Auf den Moti da Cavagliola, 10 Gehminuten vom Bahnhof Cavaglia entfernt, lassen sich auf einem bequemen Rundweg zahlreiche freigelegte Gletschermühlen bewundern. Die «Töpfe der Riesen» sind Relikte der Vergletscherungen der letzten Kaltzeit. Über Jahrtausende hinweg haben Wasser, Steine und Sand tiefe Löcher in den Fels gemahlen. Mit unzähligen Stunden Freiwilligenarbeit und viel Enthusiasmus wurden bereits mehr als 30 Gletschertöpfe freigelegt. Vom neu geschaffenen Schluchtweg geht es flussaufwärts zurück zum Punkt 1688 (nahe dem Eingang des Gletschergartens). Die nun beschriebene Wanderung über Selva nach Le Prese ist durchgehend mit «Sentiero Panoramico» markiert und nicht zu verfehlen. Nach den ersten 400 Metern auf dem Asphalt zweigt der Wanderweg rechts ab und führt durch ein Drehkreuz in den Wald. 

 

Genussreicher Panoramaweg 

Knapp 3 Stunden dauert der Höhenweg ab hier bis Selva. Teilweise führt der Pfad über alte Säumerwege. Die Waldpartien wechseln sich mit Lichtungen der Maiensässe ab. So ergeben sich immer wieder andere Blickwinkel auf die Valposchiavo. Im Talboden schimmert das Grün des Lago di Poschiavo und in der Ferne glänzen die Veltliner Berge. Auf der Geländeterrasse von Selva stehen nebst den wenigen Häusern zwei Kirchen. 100 Meter trennen den reformierten und den katholischen Sakralbau aus dem 17. Jahrhundert. Deutlich einladender scheint das Albergo, das mit einer grossen Gartenterrasse lockt. Noch folgen 500 Höhenmeter Abstieg bis ans Seeufer in Le Prese. Der Wanderweg kürzt die Serpentinen der Fahrstrasse ab, sodass auf relativ steilen Wegen in etwas mehr als einer Stunde der See im Talboden erreicht ist. Je nach Jahreszeit bietet sich ein kühlendes Bad im See oder ein wärmender Tee in einem der Restaurants an. Garantiert wird der lokale Kräutertee, der hier von der Familie Raselli angebaut und getrocknet wird, serviert.

Karte
50
EckdatenCavaglia – Puntiglia – Selva – Le Prese
StartCavaglia
ZielLe Prese (oder Selva, siehe Variante)
AnreiseMit der Rhätischen Bahn bis Cavaglia.
RückreiseMit dem Bus oder der Bahn ab Le Prese oder Selva (siehe Variante).
CharakteristikAbwechslungsreiche Höhenwanderung mit zahlreichen Ausblicken auf die umliegende Bergwelt und das Tal.
RouteCavaglia 1692 m ü. M. – Braita 1730 m ü. M. – Puntiglia 1647 m ü. M. – Urgnasch 1474 m ü. M. – Selva 1450 m ü. M. – Le Prese 963 m ü. M.
Zeitca. 5 Stunden
SchwierigkeitT2, durchgehend markiert
Distanz15,5 km
HöhendifferenzAufstieg 600 m, Abstieg 1330 m
AusrüstungNormale Wanderausrüstung, Wanderschuhe mit gutem Profil, evtl. Trekkingstöcke, Picknick, evtl. Badeutensilien.
VerpflegungsmöglichkeitenAlbergo Ristorante Stazione Cavaglia, Albergo Ristorante Selva, diverse Einkehrmöglichkeiten in Le Prese und Poschiavo.
WanderkarteWanderkarte 469T Val Poschiavo 1:50 000 oder Landeskarten 1278 La Rösa und 1298 Lago di Poschiavo 1:25 000
TippZum Abschluss im Garten des Restaurants La Perla einen Apéro trinken und sich am Ufer des Lago di Poschiavo von der Belle-Époque-Atmosphäre verzaubern lassen.
VariantenDie Tour kann mit dem Start ab Alp Grüm um eine Stunde verlängert werden. Von Juni bis Oktober lässt sich die Wanderung mit dem Rufbus (mind. 1 Std. vorher reservieren, +41 800 125 125) von Selva nach Le Prese um ca. 1,5 Stunden verkürzen.
Info

www.valposchiavo.ch

www.ggc.swiss

 

Valérie Chételat

Fotografin und Wanderleiterin mit eidg. Fachausweis, leitet Wanderungen, Schneeschuhtouren und Trekkings im In- und Ausland.

Alle Artikel von diesem Autor