Veröffentlicht am 24.09.2024 in Mentale Gesundheit

Mobbing: Der unsichtbare Angriff auf die Seele

Mobbing ist mehr als nur ein zwischenmenschlicher Konflikt. Es trifft Menschen in ihrem Innersten – oft mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit. Erfahren Sie hier, wie Sie sich und andere schützen können.
Atupri - Frau schaut besorgt

Fiese Sprüche am Arbeitsplatz, Rufschädigung im Internet, Gewalt auf dem Schulhof: Mobbing hat viele Formen und Gesichter – und ist leider keine Seltenheit. Studien zeigen: Fast ein Drittel der Erwerbstätigen in der Schweiz hat schon einmal Mobbing am Arbeitsplatz erlebt. Und auch in Schulen ist Mobbing ein ernstes Problem: Rund 10 bis 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler werden regelmässig Opfer von körperlichen oder seelischen Angriffen. Dabei trifft Mobbing nicht nur Schwächere, wie oft angenommen wird. Im Gegenteil: Das Phänomen betrifft Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und sozialer Herkunft – und oft sind es gerade die Engagierten, Erfolgreichen oder Sensiblen, die ins Visier der Mobbenden geraten. 

Ist denn Mobbing wirklich so schlimm? 

Viele Menschen argumentieren, dass es Mobbing ja früher auch gegeben habe und damals keine grosse Sache daraus gemacht wurde. Es wäre jedoch ein Fehler, das Thema deshalb weniger ernst zu nehmen. Früher wurde über die psychischen und gesundheitlichen Folgen von Mobbing oft geschwiegen, die Betroffenen mussten mit ihren Problemen allein zurechtkommen und es gab wenig gesellschaftliches Bewusstsein oder Unterstützung. Heute wissen wir dank wissenschaftliche Studien und Erfahrungsberichte viel mehr über die gravierenden Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit. Wenn wir die Warnzeichen ignorieren, laufen wir Gefahr, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Das Problem zu verharmlosen hilft niemandem – im Gegenteil: Es verstärkt das Leid der Betroffenen und hindert uns daran, aktiv dagegen vorzugehen.

Mobbing macht krank

Ob im Verborgenen oder für alle sichtbar: Mobbing hinterlässt Spuren. Jeder ungelöste Konflikt kann zu einem ernsthaften gesundheitlichen Risiko führen – unabhängig davon, wie stabil oder belastbar die betroffene Person vorher war. 

Wer über längere Zeit gemobbt wird, leidet häufig unter starkem Stress, Angstzuständen, Depressionen, Schlafstörungen und psychosomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder chronischer Erschöpfung. In schweren Fällen kann es zu posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) kommen, die jahrelang anhalten und therapeutisch behandelt werden müssen. Viele Mobbingopfer müssen sich krankschreiben lassen, sind gezwungen, den Arbeitsplatz zu wechseln und ziehen sich immer mehr zurück. Deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig Unterstützung zu holen. 

Was wirklich gegen Mobbing hilft

Wenn die Kaffeepause im Büro oder das Training im Verein zum Spiessrutenlauf wird, warten Sie nicht zu lange ab. Handeln Sie! Hier sind konkrete Schritte, die Ihnen helfen können:

  • Führen Sie ein Mobbing-Tagebuch: Notieren Sie alle Vorfälle mit Datum, Uhrzeit, Ort und Beteiligten. Diese Aufzeichnungen sind wichtig, um das Ausmass des Mobbings zu dokumentieren, insbesondere wenn Sie Unterstützung von Vorgesetzten brauchen  oder rechtliche Schritte einleiten wollen.
  • Suchen Sie Verbündete: Sprechen Sie mit vertrauenswürdigen Kollegen, Freunden oder Familienmitgliedern. Ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen, kann sehr entlastend sein und Ihnen helfen, sich weniger allein zu fühlen.
  • Holen Sie sich professionelle Hilfe: Ein Coach oder eine Therapeutin kann Ihnen helfen, wirksame Strategien gegen Mobbing zu entwickeln und Ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Lassen Sie sich helfen, die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen.
  • Setzen Sie klare Grenzen: Wenn möglich, konfrontieren Sie den Täter oder die Täterin in einem ruhigen, sachlichen Gespräch. Setzen Sie klare Grenzen und machen Sie deutlich, dass das Verhalten nicht akzeptabel ist.
  • Informieren Sie die Verantwortlichen: Wenn Mobbing am Arbeitsplatz stattfindet, informieren Sie Ihre Vorgesetzten, sind Ihre Kinder betroffen, sprechen Sie mit Lehrpersonen und der Schulleitung. Viele Unternehmen haben ausserdem spezielle Anlaufstellen oder Massnahmen zur Konfliktlösung. Nutzen Sie diese Angebote.

Sie beobachten Mobbing? Werden Sie aktiv!

Wenn Sie Mobbing beobachten, handeln Sie! Betroffene brauchen Ihre Unterstützung, Schweigen hilft nur den Tätern. Folgendes können Sie tun:

  • Beziehen Sie Position: Stellen Sie sich an die Seite der Betroffenen. Solidarität kann schon viel bewirken und dem Opfer Kraft geben. Machen Sie deutlich, dass Sie das Verhalten der Mobbenden nicht akzeptieren.
  • Suchen Sie das direkte Gespräch: Wenn Sie es für sicher halten, sprechen Sie die Täterinnen oder Täter höflich, aber bestimmt an. Oft reicht eine klare Rückmeldung aus, um das Verhalten zu ändern.
  • Melden Sie den Vorfall: Manchmal braucht das Opfer Unterstützung, um den Vorfall zu melden. Melden Sie das Mobbing den Vorgesetzten, der Schulleitung oder einer Beschwerdestelle – wenn nötig auch anonym.
  • Bieten Sie Hilfe an: Sprechen Sie die betroffene Person direkt an, hören Sie zu und bieten Sie Hilfe an. Manchmal reicht es schon, einfach zuzuhören, um der betroffenen Person zu zeigen, dass sie nicht allein ist.
  • Sensibilisieren Sie Ihr Umfeld: Informieren Sie Ihr Umfeld über Mobbing und fördern Sie eine Kultur des Respekts und der Fairness. Durch Aufklärung und Prävention kann Mobbing langfristig verhindert werden.

Hier finden Sie Hilfe bei Mobbing

In der Schweiz gibt es zahlreiche Anlaufstellen, die Mobbing-Betroffene unterstützen. Eine Auswahl finden Sie hier: 

  • Aepsy: Der Atupri-Partner für psychische Gesundheit. Bietet rasche Hilfe bei hoher psychischer Belastung – mit Online-Coachings und -Therapien. Flexibel, vertraulich und durchgeführt von anerkannten Fachpersonen.www.aepsy.ch 
  • Pro Mente Sana: Setzt sich für die psychische Gesundheit ein und unterstützt Menschen bei psychischen Belastungen durch Mobbing.www.promentesana.ch
  • Schweizerischer Gewerkschaftsbund (SGB):Informiert Arbeitnehmende über ihre Rechte bei Mobbing am Arbeitsplatz und berät bei arbeitsrechtlichen Schritten.www.sgb.ch
  • Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Bietet vertrauliche Beratung für Kinder und Jugendliche, die Mobbing erleben, per Telefon (147), Chat oder E-Mail.www.147.ch
  • Dargebotene Hand (Telefon 143): Rund um die Uhr erreichbar für psychologische Soforthilfe bei akuten Problemen, auch bei Mobbing.www.143.ch
  • Schulpsychologische Dienste: In den meisten Kantonen vorhanden, unterstützen sie Schüler, Eltern und Lehrpersonen bei Schulkonflikten und Mobbing.www.schulpsychologie.ch
  • Psychiatrische Dienste der Kantone: Sie bieten Unterstützung bei schweren psychischen Belastungen wie Depressionen oder Angststörungen, die durch Mobbing ausgelöst wurden. Die jeweilige Anlaufstelle für Ihren Kanton finden Sie online.
  • Weitere Informationen: Informationen zur Definition und zur Rechtslage zu Mobbing am Arbeitsplatz finden Sie hier.

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